Oft stellen meine Kunden die Frage, ob Initiativbewerbungen überhaupt Sinn machen? Ich meine: Ja, das tun sie. Was ist dabei zu beachten gibt, damit sie auch funktionieren, kommt jetzt.
Was ist überhaupt eine Initiativbewerbung
Von Initiativbewerbung ist die Rede, wenn ich mich ohne spezielle Stellenanzeige bei einem Arbeitgeber bewerbe. Früher hat man von Blind-Bewerbung gesprochen und es wäre sicherlich einfacher, wenn wir dies heute auch noch so sehen könnten. Dann könnten wir einfach eine allgemeine Bewerbung über unser Profil erstellen und die mal ohne genaueres Hinsehen, also „blind“ zu allen möglichen Arbeitgebern schicken. Leider funktioniert das so in den allermeisten Fällen nicht. Stattdessen sollte eine Initiativbewerbung mit genauso viel Auf-merksamkeit wie eine normale Bewerbung passgenau sein und euer Profil optimal zur Geltung bringen.
Schwierigkeiten bei Initiativbewerbungen
Wenn ihr euch unaufgefordert bewerben wollt, steht ihr vor der Schwierigkeit, dass ihr nicht genau wisst, worauf ihr euch genau bewerben sollt. Die Strukturen, Stellentitel, Aufgaben und Teams im Unternehmen kann man als Außenstehender nur erahnen. Ihr könnt (und solltet unbedingt) auf der Website schauen, dass ihr so viel wie möglich über euren potenziellen Wunscharbeitgeber herausfindet. Der erste Schritt sollte immer die Seiten mit dem Unternehmensprofil sowie die Seite „Karriere“ oder „Stellenangebote“ sein. Hier findet ihr oft grundsätzliche Informationen zu den Arbeitsfeldern oder auch andere Stellenangebote, die euch inspirieren können, euch auf etwas Ähnliches zu bewerben. Hier findet ihr auch Informationen, ob die Firma überhaupt Initiativbewerbungen annimmt und wo ihr sie hinschicken sollt. Meist gibt es auch Informationen darüber, welche Unterlagen ihr im ersten Schritt schicken sollt: soll es ein kompletter Satz an Unterlagen sein oder reicht zunächst der Lebenslauf?
Die 5 wichtigsten Unterschiede zur normalen Bewerbung
Die gute Nachricht vorab: eine Initiativbewerbung unterscheidet sich in Aufbau und Umfang nicht von einer normalen Bewerbung. Ihr braucht im Normalfall immer Anschreiben, Lebenslauf und Zeugnisse / Zertifikate. Das Anschreiben sollte nicht länger als eine Seite sein. Der Lebenslauf nicht länger als 2 Seiten (plus ggf. Deckblatt). Es gibt jedoch auch einige Un-terschiede zur Bewerbung auf eine ausgeschriebene Stelle:
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Nenne in der Betreffzeile grob den Bereich, in dem du arbeiten möchtest.
z.B. Bewerbung für eine Senior Stelle im Einkauf, Bewerbung als Junior SW Developer
Die wenigsten Personal haben die Zeit, sich für dich den Kopf zu zerbrechen, wo im Unternehmen du hinpassen könntest. Außerdem können sie nicht erahnen, wo du überhaupt arbeiten willst. Nur, weil du das ein oder andere in der Vergangenheit gemacht hast, kann man noch nicht Rückschlüsse auf die Zukunft ziehen. Auch wäre es zu viel verlangt, wenn sich die Personalabteilung erstmal tief in dein Profil hineinarbeiten muss, um herauszuarbeiten, was du denn so alles kannst.
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Gib einen guten Überblick über deine Kenntnisse und Erfahrungen
Grundsätzlich sind Personaler immer daran interessiert zu erfahren, welche Kenntnisse und Erfahrungen du im Unternehmen einbringen kannst. Abgerundet wird dein Profil durch deine Soft Skills wie z.B. Präsentationsfähigkeit oder Teamfähigkeit. Wenn du dich Initiativ bewirbst und dir eine klare Stellenbeschreibung somit fehlt, versetze dich in den Leser hinein:
Von welchen Kenntnissen und Erfahrung sollte der Leser unbedingt erfahren? Was qualifiziert dich für die im Betreff genannte Stelle?
Im Umkehrschluss heißt das auch, dass du bitte alles weglässt, was nicht relevant ist.
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Lege noch mehr Wert auf deine Motivation
Noch stärker als in einer normalen Bewerbung solltest du darauf eingehen, warum du dich hier bewirbst.
Wie bist du auf die Firma gekommen? Was reizt dich an der Firma? Warum möchtest du genau hier arbeiten?
Arbeitgeber wünschen sich Mitarbeiter, die hoch motiviert sind und sich gerne und voll einbringen. Wenn du es schaffst, authentisch rüberzubringen, warum genau du diese Motivation mitbringst, hast du einen guten Schritt zur Einladung zum Vorstellungsgespräch geschafft. Man hat immer einen Grund, wenn man sich initiativ bewirbt. Warum sollte man ihn nicht einfach nennen und so Nähe zum Leser herstellen?
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Versuche, deinen Nutzen für die Firma deutlich herauszuarbeiten
Oft sehe ich Initiativbewerbungen, in denen viel erzählt wird, was man in der Vergangenheit alles so gemacht hat. Als Leserin entsteht bei mir hier manchmal der Impuls: das ist interessant, aber was habe ich (als Firma) jetzt davon? Stelle dir immer die Frage, was die gemachten Erfahrungen heute und in Zukunft für die neue Firma bringen. Leitgedanken könnten sein:
Wo kann ich der Firma sofort von Nutzen sein? Mit mir gewinnen sie eine Mitarbeiterin, die xyz erledigen kann. Hier kann ich mit meinem Wissen ein Thema voranbringen.
Spätestens im Vorstellungsgespräch wirst du dich ohnehin diesen Fragen stellen müssen. Wenn du es im Anschreiben rüberbringst, kannst du das Interesse und den Wunsch dich einzuladen, bedeutend steigern.
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Rufe vorher an
Zum Schluss noch ein Prozessunterschied. Obwohl es auch bei einer Bewerbung auf eine ausgeschriebene Stelle oft Sinn macht, ist es bei der Initiativbewerbung noch wichtiger. Wenn möglich, rufe bei der Firma an, bevor du dich bewirbst. Du kannst dir viel Zeit sparen, wenn du vorab klärst, ob derzeit Initiativbewerbungen in deinem Wunschbereich überhaupt Sinn machen. Die Firmen wissen oft weit bevor eine Stelle ausgeschrieben wird, ob sich in der nächsten Zeit Veränderungen im Team ergeben werden. Sicherlich ist die Transparenz darüber in den Firmen unterschiedlich, aber man kann meist schon heraushören, ob man mit einer Standardantwort abgewimmelt oder vielleicht sogar ermutigt wird, sich zu bewerben. Auch kann man nach dem weiteren Prozess nach Eingang der Bewerbung fragen (wenn dazu nichts auf der Website steht). Im Telefonat kann man eventuell auch schon Fragen zum Wunschbereich (Team o.ä.) stellen. Bitte bereite dich auf das Telefonat vor, denn es ist der erste Eindruck, den die Firma von dir hat. Die Bewerbung sollte dann innerhalb von ein bis zwei Tagen folgen.
Initiativbewerbungen funktionieren nicht überall
Nach meiner Erfahrung funktionieren Initiativbewerbungen nicht überall gleich gut. Tendenziell gilt: je größer das Unternehmen, desto geringer die Wahrscheinlichkeit, dass ausgerechnet du aus dem Riesen-Pool an Initiativbewerbern herausstichst – außer du hast eine ganz besondere Kompetenz, die dich sofort von den Mitbewerbern abhebt. Bei mittelständischen oder kleineren Unternehmen funktionieren Initiativbewerbungen hingegen häufig sehr gut. Natürlich muss man auch hier „zufällig“ zur rechten Zeit am rechten Ort sein. Wenn es jedoch in absehbarer Zeit eine offene Stelle gibt, ist hier häufig die Personalabteilung schon frühzeitig informiert und wird deine Bewerbung bei Passung zur Wiedervorlage ablegen oder der Führungskraft aus dem Fachbereich sofort weiterleiten. Bei ganz kleinen Strukturen, in denen deine Bewerbung direkt bei der Geschäftsführung landet, gilt das natürlich umso mehr.
Mama-Spezial: was es speziell für Mütter zu beachten gibt
Grundsätzlich ist man nicht verpflichtet, weder im Lebenslauf noch im Anschreiben die Kinder zu erwähnen. Manche meiner Kundinnen entscheiden sich dafür, die Kinder in der schriftlichen Bewerbung noch nicht zu erwähnen. Sie haben Bedenken, dass dies gleich als Ausschlusskriterium gewertet wird und die Qualifikation nicht mehr richtig geprüft wird. Entscheidest du dich jedoch dafür, offen damit umzugehen, würde ich einige Worte zu dem Thema verlieren. Wenn die Kinder noch klein sind und hohen Betreuungsbedarf haben, empfehle ich zu erwähnen, wie die Kinderbetreuung sichergestellt ist. Z.B. Krippenplatz bis 14 h vorhanden, Kindergartenbetreuung von 8-16 h sichergestellt, Großeltern wohnen im selben Haus. Wenn die Kinder bereits auf weiterführenden Schulen und somit schon sehr selbständig kann man auf diese Anmerkung mit der Schule verzichten, aber man sollte auf jeden Fall das Alter der Kinder nennen. Dann wird auch klar, dass man flexibel ist und sich voll und ganz auf die Arbeit konzentrieren kann.
Fazit:
Zusammenfassend lässt sich sagen: schau genau hin! Schaue auf dich, was du kannst und willst und schaue auf das Unternehmen. Finde heraus, worauf es den Arbeitgebern ankommt und versuche ihnen möglichst auf dem Silbertablett zu servieren, wo du Mehrwert bieten kannst. Schau auch hin, was das Unternehmen bietet und ob es zu dir und deinen Werten und Bedürfnissen passt. Achte darauf, dies alles in ansprechenden Bewerbungsunterlagen darzustellen und der erste Schritt zu deiner idealen Stelle wäre schon mal gemacht.