Buch „Teilzeitkraft“ von Yasmin Noel-Schuett

Buch „Teilzeitkraft“ von Yasmin Noel-Schuett

Teilzeitkraft – Interview:

Kürzlich traf ich meine Coaching-Kollegin Yasmin Noel-Schütt. Sie ist unter anderem begeisterte Buchautorin und erzählte mir, dass sie momentan wieder mit ihrer Leidenschaft, dem Bücher-Schreiben beschäftigt ist. So kam mir wiederum ihr erstes Buch „Teilzeitkraft“  in den Sinn und ich fragte sie….

Kannst du nochmal erzählen, um was es in deinem Buch „Teilzeitkraft“ genau geht?

„Teilzeitkraft“ ist eine autobiographische Bewerbungsgeschichte, die Protagonistin bin ich. Ich erzähle dort in kurzen Einheiten und Episoden über meine Teilzeitstellensuche. Vorwiegend geht es dabei um Bewerbungen und Vorstellungsgespräche, die auch schon mal entgleist sind. Es sind aber auch einige Episoden von zu Hause dabei, wie ich mich bewerbe und gleichzeitig meinen zweiten Job als Mutter stemme.

Im Ganzen gibt das Buch eine mehrmonatige Bewerbungsphase wieder, bis ich zum Schluss einen Job finde – inkl. wie geht es mir zu Hause, was leiste ich während der „Bewerberei“, welche Befürchtungen habe ich. Ich beschreibe auch meine Gedanken, wenn es beispielsweise mal wieder keine neuen Teilzeitstellen im Netz gibt und man alles von der letzten Woche schon kennt.

Der Punkt bei „Teilzeitkraft“ ist auf jeden Fall, dass es kein Frustbuch ist, sondern mit Humor geschrieben. Es sind lustige und humorvolle Geschichten in Ratgeberform.

Wie bist du eigentlich darauf gekommen, ein Buch zu diesem Thema zu schreiben?

In meinem Job als Karriereberaterin und Bewerbungstrainerin habe ich viele Kundinnen auf ihrem Weg zu einem Teilzeitjob begleitet und gesehen, welche Schwierigkeiten sie hatten. Das war das eine. Das andere war meine persönliche Erfahrung, weil ich am eigenen Leib erfahren habe, dass man schlechtere Chancen auf dem Arbeitsmarkt hat, wenn man in Teilzeit arbeiten will. Und das hat mich beides dazu bewogen, ein Buch darüber zu schreiben und meinen Beitrag zu dem Thema zu leisten.

Ich hatte schon viele negative Erfahrungen gemacht und ich hatte das Gefühl, dass ich etwas tun muss und möchte. Ich fand, dass sich alles ständig wiederholt und sich nichts ändert. Mit meinem Buch wollte ich daher auf die erschwerten Bedingungen bei der Teilzeitstellensuche aufmerksam machen.

Ich möchte einerseits informieren, wie schwierig die Teilzeit-Stellensuche in vielen Berufen sein kann – wie zum Beispiel bei einer Architektin oder Bauingenieurin. Es braucht mehr Teilzeitstellen in diesen Branchen.  Der andere Schwerpunkt des Buchs liegt auf den vielen misslungenen Vorstellungsgesprächen. Hier trifft man teils auf schwierige Bedingungen und Personaler.

Du hast von „misslungenen Vorstellungsgesprächen“ gesprochen. Kannst du für uns mal aus dem Nähkästchen plaudern?

Gerne. Da fällt mir ein Erlebnis ein, bei dem ich also für ein Vorstellungsgespräch eingeladen war. Ich komme in einen ganz normalen Büroraum, in dem noch eine weitere Dame sitzt und etwas tippt. Der Interviewer setzt sich zu mir und fragt: „Frau Noel, was kann ich für Sie tun?“ Mein Gedanke war, der weiß gar nicht mehr, dass er mich eingeladen hat! Er war überhaupt nicht vorbereitet und die ganze Umgebung war ein Chaos. Da standen Umzugskartons herum und die tippende Mitarbeiterin hat nur mit dem Kopf geschüttelt.

Oder ein anderes Vorstellungsgespräch, in dem der Interviewer bei mir über seine Mitarbeiter hergezogen hat, obwohl sie gar nicht anwesend waren und sich nicht verteidigen konnten.

Auch provozierende Bemerkungen habe ich erlebt. Einmal sagte der Interviewer „Bei uns kann man sich aber nicht einfach hinsetzen und nichts tun!“. Oder es geht auch gerne um das Thema „Befristete Verträge“, von denen man erst im Vorstellungsgespräch erfährt.

Insgesamt habe ich in dieser Phase auch wirklich gemerkt, dass das, was man von den Bewerbern verlangt, auch für die Interviewer gelten sollte: nämlich sich angemessen zu verhalten und vorbereitet in Interviews zu gehen.

Denkst du denn, dass das für Bewerber in Teilzeitstellen anders ist als für Vollzeitstellen?

Nicht unbedingt, aber bei Interviews für Teilzeitstellen gibt es über das übliche Maß hinaus noch weitere Themen. Es gibt mehr als 15 Millionen Teilzeitkräfte* in Deutschland und der Löwenanteil sind Frauen und Mütter. Das ist ein Frauenthema durch und durch. Da kommen dann noch Fragen wie z.B. ob man die Stelle neben dem Kind überhaupt schafft, wie man das alles organisiert, ob der Kindergarten flexibel ist. Lauter Fragen, die Männern bzw. Vätern so nicht gestellt werden.

*Anmerkung: Zahl aus 2017

Was denkst du, was ganz konkret dazu beiträgt, dass man als Teilzeit-Bewerber(in) noch etwas mehr tun muss als ein Vollzeitbewerber ?

Es gibt in diversen Branchen zu wenige Teilzeitstellen im Vergleich zur Bewerberzahl. Man muss nur mal eine Recherche nach Stellentitel in einer Internetjobbörse machen. Wenn man danach auf Teilzeit klickt, bleibt nur ein ganz kleiner Teil übrig. Das ist ja schon schlimm genug, weil so viele eine Teilzeitstelle suchen. Dazu ist der Schwerpunkt vormittags, weil die meisten Teilzeitkräfte dann arbeiten wollen, wenn die Kinder in der Schule oder Kinderbetreuung sind. D.h. der Konkurrenzdruck ist hier noch viel härter als normal. 

Beim Bewerben wird dann auch oft eine Vollzeitkraft vorgezogen, auch wenn die Stelle als Voll- und Teilzeit-fähig ausgeschrieben war und die Teilzeitkraft sogar 30 Stunden arbeiten kann. Das ist einfach ein alteingesessener Wunsch! „Vollzeit bedeutet mehr Leistung“, das ist in den Köpfen verankert.

Meistens hat man einen Grund, warum man nicht Vollzeit arbeiten möchte oder kann – Kindererziehung, eigene Erkrankung oder Pflege eines Angehörigen. Diesen Grund im Lebenslauf darzustellen, wirft manchmal Fragen auf oder man muss gut argumentieren, wieso es eine „Lücke“ gibt. Oft bereitet es den Bewerbern Probleme, das klar und positiv hinzuschreiben.

Das ist auch ein interessanter Punkt, den du genannt hast: die Besonderheiten, die es bei den Teilzeit-Vorstellungsgesprächen speziell mit Müttern gibt.

Wenn wir zu den Besonderheiten im Vorstellungsgespräch kommen, gibt es noch etwas zu der Art der Fragen zu sagen. Wenn eine Frau z.B. nach der Kinderbetreuung gefragt wird und die Bewerberin dann nicht selbstbewusst genug antwortet, ist es häufig so, dass das beim Interviewer negativ ankommt. Ich sage immer in meinen Beratungen: Man muss den Arbeitgebern die Sicherheit vermitteln können, dass man die Stelle gut bewältigen kann. D.h., wenn mein Kind wirklich nicht gut betreut ist und ich vielleicht noch gar keinen Kindergartenplatz habe, macht sich der Arbeitgeber zurecht Sorgen. Jeder  Arbeitgeber hat einen Anspruch darauf, dass der Job gut erledigt wird.

Vielen Dank für die interessanten Eindrücke und Einschätzungen. Was möchtest du deinen Lesern und Leserinnen abschließend mit deinem Buch als Tenor mitgeben?

Ich habe mehrere Anliegen: Erstens möchte ich den Lesern zeigen, dass sie mit den erschwerten Bedingungen bei der Teilzeitstellensuche nicht alleine sind.

Zum zweiten möchte ich über das Thema informieren. Meine Leser sollen die Bewerbungstipps aus dem Buch mitnehmen und anwenden können.

Zum dritten hat das Buch ein gutes Ende und ich möchte zeigen, dass man auch nach einigen Schwierigkeiten letztlich eine gute Stelle finden kann. Man muss Geduld haben und zuversichtlich sein und dann findet man auch etwas Passendes!

Und bei den  Arbeitgebern möchte ich anregen, dass man mehr auf das Individuum mit seinen Kompetenzen schaut und weniger auf die Anzahl der Stunden im Vertrag. Teilt man eine Stelle beispielsweise zwischen zwei Teilzeitmitarbeitern auf, hat man als Arbeitgeber die gleiche zeitliche Verfügbarkeit wie bei einer Vollzeitkraft – und noch dazu den doppelten Erfahrungs- und Ideenschatz.

Zuletzt wünsche ich mir, dass sich Arbeitgeber noch mehr über Bedingungen und Möglichkeiten von Teilzeit informieren. Vor allem kleinere Unternehmen hinken hier oft nach.

Zu guter Letzt: wo kann man denn nun dein Buch „Teilzeitkraft“ bekommen?

Das gibt es überall im Buchhandel und auf allen bekannten Kanälen für Bücher. Teilweise kann man es auch in örtlichen Büchereien ausleihen.

Vielen Dank, Yasmin, für das aufschlussreiche Interview und weiterhin viel Erfolg mit deinen Büchern!